Zum Kollektiv-Sein gehören für uns viele verschiedene Aspekte – wir haben unsere Werkzeuge kollektiviert, wir sind alle gleichberechtigte Gesellschafter*innen mit den gleichen Rechten und Pflichten, wir versuchen, hierarchiefrei und solidarisch miteinander zu sein, und sehen uns in einer ökologischen Verantwortung. Wir versuchen, Kapital umzuverteilen, damit sich alle unsere Arbeit leisten können, und zahlen uns einen Bedürfnislohn aus. Wie genau wir das alles machen und welche Schwierigkeiten dabei auftauchen, könnt ihr hier nachlesen.
1. Unser Umgang mit Produktionsmitteln
Wir alle haben das gleiche Recht und die gleiche Zugänglichkeit zu Ihnen. Alle seit dem angeschafften Werkzeuge und Maschinen sind trotz der bisherigen Rechtsform somit Eigentum des Kollektivbetriebes. In Zukunft wollen wir ein Konzept entwickeln, wie wir es Menschen außerhalb des BauKo zugänglich machen können, ohne Gefahr zu laufen, unsere wirtschaftliche Grundlage zu riskieren, aber trotzdem eine echte Vergesellschaftung zu erreichen.
2. Die Produktionsweise
Im Gesellschaftsvertrag sichern wir uns eine absolute Gleichberechtigung bei allen Entscheidungen, die das BauKo betreffen, zu. Dies erstreckt sich von wirtschaftlichen und organisatorischen Fragen bis hin zu den Pausenzeiten oder der Projektplanung und -ausführung. Ebenso versuchen wir frei von Hierarchien und maximal solidarisch miteinander umzugehen.
Wir versuchen dabei insbesondere auch in uns wirksame Herrschaftsformen, wie Sexismus, Rassismus, Klassismus, usw. im Umgang nach innen aber auch nach außen zu bekämpfen und zu überwinden. Dies ist gerade deshalb eine tägliche Herausforderung, da wir ein gender-gemischtes Team sind, alle einen akademischen Hintergrund haben und weiße deutsche sind. Ebenso versuchen wir, möglichst ökologisch und ressourcenschonend zu arbeiten, auch wenn sich dies oft schwieriger für uns gestaltet, als es uns lieb wäre. Im Mittelpunkt unserer Produktionsweise steht somit nicht das Profitinteresse, sondern das selbstbestimmte und solidarische Ausüben unserer Handwerke zur Sicherung unserer Lebensgrundlage.
3. Die Preise
Kurz gesagt: Wir müssen von etwas leben und können von daher nicht umsonst arbeiten.
Ob wir unsere Leistungen dann im Tausch gegen Eure Waren oder Produkte anbieten oder einfach im Tausch gegen Geld ist dann individuelle Aushandlungssache, aber ganz ohne Lohn für unsere Mühen geht es nicht.
Gleichzeitig möchten wir aber nicht Menschen ausschließen, die es sich nicht leisten können, Handwerker*innen unter üblichen Konditionen zu beauftragen. Ein konkretes Konzept fehlt uns dahingehend noch. Denkbar wäre eine Art Staffelung der Preise in subventionierte Solipreise für ökonomisch benachteiligte Menschen (z.B. Mieter*innen) und teurere Ausgleichspreise für Bessergestellte (z.B. Hauseigentümer*innen).
[Das Konzept einer genossenschaftlichen Mitgliedschaft mit allen Vorteilen (wie Materialien zum Einkaufspreis, festen Mitgliedsbeiträgen und -preisen, etc.) kommt uns auf Grund des Projektcharakters unserer Handwerke eher unrealistisch vor.]
Wenn ihr dazu Vorschläge, Ideen oder Fragen habt, lasst es uns wissen!
Derzeit ergibt sich unter Berücksichtigung aller Kosten ein Stundenverrechnungssatz von 53,20 €, den wir pro geleisteter Arbeitsstunde in Rechnung stellen müssen. Damit können wir uns ein Nettogehalt von 2000 € pro Monat ermöglichen, was für uns ein sehr privilegierter, aber für alle erstrebenswerter Lohn ist. Eine detaillierte Aufzählung unserer Kosten könnt ihr bald hier finden.
4. Der Lohn
Die einzigen Entnahmen, die wir aus der Kollektivkasse tätigen, ist somit unser Lohn, also die Deckung unserer Lebenskosten. Dabei verzichten wir auf einen leistungsbezogenen Lohn, wie beispielsweise einen Stundenlohn oder einen Akkordlohn. Wir zahlen uns einen Bedürfnislohn aus. In der Praxis heißt das, dass wir uns gegenseitig unsere materiellen Bedürfnisse jeden Monat offen legen (zur Zeit werden sie hauptsächlich durch unsere Hauptbeschäftigung im Chefbetrieb gedeckt) und dann den Rest, den wir noch benötigen, als Lohn aus dem BauKo auszahlen.
5. Unsere Struktur
Langfristig ist das Ziel jedoch, eine Rechtsform zu finden, die keine Personengesellschaft ist, unsere Produktionsmittel und der ganze Kollektivbetrieb also eine eigene juristische Person darstellt und damit alles Eigentum kollektiviert bündeln kann und trotzdem einen gleichberechtigten Zugang gewährleistet.
Als gewerkschaftlicher Kollektivbetrieb pflegen wir die Nähe zur Basisgewerkschaft FAU und sind gerade in einem Prozess der Vernetzung mit den anderen Kollektivbetrieben in Marburg involviert. Dieser verfolgt den Zweck, eine gemeinsame politische und ökonomische Strategie in Marburg und darüber hinaus zu entwickeln und zu vertreten, in gegenseitiger Hilfe bei ökonomischen und materiellen Dingen zusammen zu stehen und vielleicht in Zukunft an Formen einer Kollektivrente oder Kollektivarbeitslosenunterstützung zu feilen. Mehr Infos dazu unter: www.union-coop.de